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„Ohne Essen können wir nicht überleben“
Schon früh am Morgen warten geduldig hunderte Frauen, Männer und Kinder im Schatten der Bäume. Die meisten sind Stunden gelaufen, andere sind sogar schon am Vortag angereist. Sie alle sind hier, um eine Monatsration Nahrungsmittel einzukaufen. Mit Geldern des Auswärtigen Amtes verteilt CARE Gutscheine im Wert von umgerechnet 30 US-Dollar an Familien.
Es ist ein heißer Tag in Pembe, einer kleinen Gemeinde in der Provinz Inhambane im Südosten Mosambiks. Schon früh am Morgen warten geduldig hunderte Frauen, Männer und Kinder im Schatten der Bäume. Die meisten sind Stunden gelaufen, andere sind sogar schon am Vortag angereist. Sie alle sind hier, um eine Monatsration Nahrungsmittel einzukaufen. Mit Geldern des Auswärtigen Amtes verteilt CARE Gutscheine im Wert von umgerechnet 30 US-Dollar an Familien. „Ich habe seit Wochen nur noch eine Mahlzeit am Tag zu mir genommen“, erzählt Almarinda. „Meine Kinder sind in den letzten Monaten häufig zu schwach, um zur Schule zu gehen. Sie können den langen Weg einfach nicht mehr auf sich nehmen.“
Almarinda weiß nicht wie alt sie ist, schätzt aber, dass sie Anfang vierzig ist. Zwei Stunden stand sie zusammen mit einem Dutzend anderer Frauen und Männer dicht gedrängt auf einem Pick-Up, um aus ihrem Heimatdorf Mbenjane zur Verteilung zu kommen. Ihren jüngsten Sohn, den zweijährigen Alfredo, trägt sie auf dem Arm. „Normalerweise kann ich für mich und meine Kinder sorgen“, erklärt sie. „Ich habe immer hart gearbeitet und in den Vorjahren ist genug auf meinem Feld gewachsen. Aber seit letztem Jahr hat es nicht geregnet. Ich konnte nichts ernten, absolut gar nichts.“ Mosambik ist von der schlimmsten Dürre seit 35 Jahren betroffen, die letzten beiden Regenzeiten sind ausgeblieben. Etwa zwei Millionen Menschen benötigen dringend humanitäre Hilfe, nach Schätzungen der Vereinten Nationen sind nahezu 100.000 Kinder von akuter Unterernährung gefährdet. Almarinda ist auf sich alleine gestellt, der Vater ihrer Kinder hat sie im Stich gelassen. „Er wollte nicht länger mit mir zusammen sein wegen meiner Behinderung“, sagt sie und zieht ihren Rock hoch und deutet auf einen Holzpfahl, der ihr als linkes Bein dient. Als junge Frau ist sie bei der Feldarbeit auf eine Mine getreten, die ihr Bein zerfetzt hat. Seit Ende des Bürgerkriegs vor mehr als 20 Jahren sind in Mosambik schätzungsweise bis zu 10.000 Menschen durch Landminen und Blindgänger getötet oder verstümmelt worden. Für sie ist es, ebenso wie für ältere Menschen, alleinstehende Frauen und Mütter, besonders schwierig, die Dürre und Nahrungsmittelknappheit zu bewältigen.
Während sie zusammen mit anderen Frauen wartet, hört sie José zu, der sich selbst „The Voice of the Market“ nennt. Er erklärt, wer sich wo anstellen muss, wie die Verteilung abläuft und gibt Einkaufs- und Kochtipps. „Viele Menschen haben so lange nichts gegessen, dass manche nur Reis kaufen, aus Angst, dass sie nicht satt werden. Ich rate ihnen, auch Öl und etwa Bohnen zu kaufen, damit sie sich nicht zu einseitig ernähren“, erklärt der junge Mann, der sonst auch häufiger als DJ auftritt. Als Almarinda den Gutschein für die Nahrungsmittel erhält, kauft sie davon Mehl, Öl, Reis und Mais für sich und ihre fünf Kinder. Mit den Nahrungsmitteln können Almarinda und ihre Kinder etwa vier Wochen auskommen. Mehr als 70 Prozent der Menschen in Mosambik leben von der Landwirtschaft. Wenn der Regen ausbleibt und die Felder vertrocknen, haben viele weder mehr Essen für sich und ihre Kinder noch eine Einkommensquelle. „Ich habe wilde Früchte und Blätter gesammelt und damit unser Essen gestreckt, damit es nicht ganz so wenig aussieht“, erklärt Almarinda. „Ich kann es nicht erwarten, meinen Kindern endlich wieder eine richtige Mahlzeit zu kochen. Es gibt nichts Schlimmeres für eine Mutter, als sein Kind weinen zu hören, weil es Hunger hat. Man fühlt sich dann sehr hilflos. Ohne Essen können wir doch nicht überleben!“
Als Teil eines internationalen Konsortiums plant CARE 500.000 Menschen in Mosambik mit Lebensmittelhilfe zu unterstützen. CARE arbeitet seit 1984 in Mosambik und unterstützt Familien dabei, sich langfristig besser auf Dürren vorzubereiten, etwa durch verbesserte landwirtschaftliche Methoden oder die Schaffung von alternativen Einkommensquellen.